90 Tonnen Lebensmittel gerettet

Verena Bartelmann erklärt Schülerinnen und Schülern des Gymnasium Schrobenhausen, wie die Tafel in Schrobenhausen arbeitet.

Weihnachten steht vor der Tür und viele warten schon sehnsüchtig auf die Feiertage, an denen gemeinsam in der Familie geschlemmt wird. Dabei landet meist eher zu viel auf den Tischen und am Ende das ein oder andere im Müll, weil es nicht mehr gegessen wurde. Dass es wiederum Familien in Schrobenhausen gibt, für die es ein Problem ist, überhaupt ein besonderes Weihnachtsmenü auf den Tisch zu zaubern, bedenken die wenigsten.

Immer mehr Einwohner von Schrobenhausen sind es, die bei der Tafel dienstags anstehen und sich dort über zusätzliche Lebensmittelspenden freuen, um ihren Geldbeutel zu entlasten. Mit dem Thema „Armut in Deutschland“ beschäftigen sich derzeit die 10. Klassen im Deutschunterricht und die Klasse 10a hat am 16.12.22 Verena Bartelmann, Vorstand der Tafel in Schrobenhausen, zu sich ins Klassenzimmer eingeladen, um mehr über die Arbeit der Tafel, die es seit 18 Jahren in Schrobenhausen gibt, zu erfahren.

Derzeit werden 350 Personen, davon über die Hälfte Kinder, regelmäßig von der Tafel als Zubrot versorgt. Dafür werden dreimal in der Woche Supermärkte der Region angefahren. Die dort erhaltenen Lebensmittel werden überprüft, geputzt und auch aussortiert. Am Dienstag ist dann von 9:00 bis 18:00 Uhr die Ausgabe der Lebensmittel. Doch wer bekommt überhaupt etwas von der Tafel? „Leute, die sich ihren Lebensunterhalt mit den Energiepreisen und Lebensmittelpreisen nicht mehr leisten können: Rentner, Alleinerziehende, Hartz4-Empfänger u.v.m.“, erklärt Frau Bartelmann. Natürlich hat die Flüchtlingswelle in diesem Jahr auch die Tafel überrollt. Auf einen Schlag hatte man hundert Leute mehr zu versorgen, mittlerweile sind es 70 Familien, davon auch Großfamilien mit bis zu zehn Kindern.

Die Tafel sei eine Begegnungsstätte für Menschen aller Nationen, als kleine Tafel kennt Frau Bartelmann ihre Leute mit ihrer Lebensgeschichte oder auch ihren Vorlieben: „Wenn wir wissen, dass jemand besonders gerne Orangen mag, dann gibt man dem mal auch eine Orange mehr, wenn man eine hat.“ Ein Problem sei jedoch, dass die Lebensmittelspenden zurückgehen. Dies liege einerseits an Sonderangebote der Supermärkte am Abend oder den speziellen Regalen „noch zu gut für die Tonne“, aber auch an den Food-Rettern, die   oft schneller sind. Hier zeigt sich die 10a bestürzt, da die Food-Retter sicherlich einen wertvollen Beitrag gegen die Lebensmittelverschwendung leisten, ihre Lebensmittel aber nicht nur an Bedürftige verteilen, während bei der Tafel die Bedürftigen dann schon mal leer ausgehen. „Warum arbeiten die denn nicht zusammen?“, meint ein Schüler entrüstet. Nächstes Problem sind natürlich die steigenden Energiekosten, weswegen man auf Geldspenden angewiesen ist.

Beeindruckt sind wir von den aktuellen Zahlen, die uns Frau Bartelmann am Ende verkündet: 14400 Leute im Jahr werden versorgt, 16904 Stunden haben die ehrenamtlichen Mitarbeiter im letzten Jahr gearbeitet (natürlich unentgeltlich), Frau Bartelmann hat eine 50- bis 60-Stunden-Woche, 90 Tonnen Lebensmittel wurden im letzten Jahr gerettet. Derzeit hat die Tafel 60,2% mehr Zulauf, diese Wochen seien beispielsweise sieben Familien dazugekommen, aber es gebe momentan noch keinen Aufnahmestopp. „Wir schicken keinen ohne etwas nach Hause“, so Frau Bartelmann.

Wie kann man die Tafel unterstützen? Durch Spenden natürlich, gesucht werden v.a. haltbare Sachen wie Waschmittel, Nudeln, da diese selten von den Supermärkten aussortiert werden. Aber auch gebrauchte Schulranzen und Schulbedarf werden gerne angenommen. „Einfach zu uns fahren während der Öffnungszeiten. Bei größeren Mengen kann man den Kassenzettel abgeben für eine Spendenquittung“, so Frau Bartelmann. Die Öffnungszeiten der Tafel sind auf deren Homepage zu finden: www.tafel-schrobenhausen.de

„Erfährt man auch, was aus diesen wird, die nicht mehr zur Tafel kommen?“, will ein Schüler wissen. Da muss Frau Bartelmann schmunzeln. Einmal habe jemand gesagt: „Heute komme ich zum letzten Mal zu ihnen, ich habe jetzt eine Arbeit gefunden und gehöre nun zu den Reichen.“ Übrigens seien es oft die „Ärmeren“ und der Mittelstand, die spenden. „Von den Reichen kann man das Sparen lernen.“

Abschließend überreicht die Klasse eine Kiste mit Lebensmittelspenden und zeigt sich dankbar, dass sich Frau Bartelmann noch vor Weihnachten spontan Zeit genommen hat, um über ihre Arbeit zu sprechen und uns im Weihnachtsstress dafür zu sensibilisieren, dass ein voller Gabentisch nicht selbstverständlich ist.

Wetzel Julia, 16.12.22
Foto oben: Die Klassensprecher Jakob und Mona übergeben Frau Bartelmann die Spendenkiste der 10a.

Auch die Klasse 10d beschäftigt sich mit dem Themenkomplex “Armut in Deutschland”, wobei gerade in der Weihnachtszeit die Diskrepanzen zwischen echter Bedürftigkeit und wohlständiger Konsumorientierung deutlich wurden. Die 10d entschloss sich deshalb, für Bedürftige in der Region zu spenden und wählte dazu die “Tafel” in Schrobenhausen aus.