Kabale Brecht Liebe(2004)

Handlung:

Bertolt Brechts Gedichte, Dramentexte und Lieder kommentieren Friedrich Schillers “Kabale und Liebe”. So wird durch Fragmentierung und Verfremdungselemente aus dem “Sturm und Drang”-Drama das epische Theaterstück KABALE BRECHT LIEBE. Gleichzeitig stellt das Experiment den Versuch dar, unter Beibehaltung der Originaltexte und historischen Kostüme eine gewisse Aktualisierung zu erreichen.
Inhalt: Kabale und Liebe von Fr. Schiller
Ort: Zimmer beim Musikus; Saal des Präsidenten; im Palais der Lady Milford Zeit: 18. Jahrhundert

Uraufführung: 13. April 1784 in Frankfurt a. M.

Präsident von Walter hat sich durch unehrliche Machenschaften eine einflussreiche Position verschafft und gedenkt sich den Herzog noch mehr zu verpflichten, indem er eine Verbindung zwischen dessen Mätresse Lady Milford und seinem Sohn Ferdinand anbahnt. Der Major aber liebt aufrichtig die tugendhafte Tochter Luise des Musikus Miller und lehnt alle anderen Ehevorschläge seines Vaters entschieden ab. Empört droht der Präsident, die ganze Familie Miller samt der “Bürgerkanaille” unschädlich zu machen, bedenkt sich jedoch, als Ferdinand andeutet, er könne der Residenz eine Geschichte erzählen, wie man Präsident wird. Da tritt der Sekretär Wurm, der von Luise abgewiesen wurde, mit einem teuflischen Plan in Aktion. Er zwingt Luise, einen von ihm diktierten Brief zu schreiben, der ihre Untereue beweisen soll. Der Bubenstreich gelingt unter der Androhung, sonst die Eltern Luisens in den Kerker zu werfen. Den Brief spielt er Ferdinand geschickt in die Hände. Wild vor Eifersucht eilt dieser zu Luise, die auch Auge in Auge mit dem Geliebten ihre Abmachung mit Wurm einhält und sich der Untreue bezichtigt. Da beschließt Ferdinand, sie zu töten. Er schüttet Gift in eine bereitstehende Limonade und zwingt seine Braut davon zu trinken. Schließlich gesteht er. dass sie sterben müsse. Da endlich bekennt sie, dass der Brief eine Schandtat des Präsidenten sei, der das Bürgermädchen von seinem Sohn trennen wollte.
“1784 erhob Schiller, der die Korruption und Unmenschlichkeit am Stuttgarter Hof aus nächster Nähe hatte beobachten können, mit seinem bürgerlichen Trauerspiel “Kabale und Liebe” scharfe Anklage gegen den Absolutismus und seine Machthaber. Der entleerten Konvention einer ehrlosen, entarteten Adelsschicht werden die Ehre und Tugendhaftigkeit der einfachen Stände entgegengestellt. “Halten zu Gnaden! Euer Exzellenz schalten und walten im Land. Das ist meine Stube. Mein devotestes Kompliment, wenn ich dermaleinst ein Promemoria bringe, aber den ungehobelten Gast werf ich zur Tür hinaus – halten zu Gnaden! (Vater Miller). Dem alten Musiker steht die Skrupellosigkeit des Hofes gegenüber, dessen Ruchlosigkeit die verzweifelte Klage des alten Kammerdieners am eindringlichsten verdeutlicht, als er der Mätresse des Fürsten, der Lady Milford, ein kostbares Schmuckkästchen mit Juwelen überbringt: “Die kosten ihn keinen Heller … Gestern sind 7000 Landskinder nach Amerika fort – die zahlen alles … lauter Freiwillige! Es traten wohl so etliche vorlaute Bursch. vor die Front heraus und fragten den Obersten, wie teuer der Fürst das Joch Mensch verkaufe” – Aber unser gnädigster Landesherr ließ alle Regimenter auf dem Paradeplatz aufmarschieren und die Maulaffen niederschießen. Wir hörten die Büchsen knallen, sahen ihr Gehirn auf das Pflaster spritzen, und die ganze Armee schrie: “Juchhe! Nach Amerika!” (aus. Hermann Glaser “Wege der deutschen Literatur”Kammerjungfer)