“Tacheles” gegen Antisemitismus – eine Theateraufführung für die 9. Jahrgangsstufe

Der Antisemitismus ist (wieder) da. Vom Alltagsantisemitismus quer durch die Gesellschaft bis hin zu Verschwörungsmythen und Übergriffen. Auch vor deutschen Schulhöfen macht er nicht halt. Ob versteckt oder offen – wo begegnet er uns im Alltag? Und wie erleben junge Jüdinnen und Juden die Anfeindungen?

Das Junge Theater Augsburg präsentierte mit TACHELES (jiddisch für: Klartext reden) am Freitag, den 23.2.24, in der Turnhalle des Gymnasiums sein neuestes Präventionsprojekt zur Stärkung des Demokratiebewusstseins: TACHELES basiert auf Recherchematerial, autobiografischen Erlebnissen und O-Tönen junger Jüdinnen und Juden. Mit markanten Beispielen aus dem Fußballverein, dem Rap und der Verschwörungsszene sensibilisiert TACHELES sein junges Publikum für antisemitische Vorurteile.

Die Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe waren von Anfang an gefesselt von der Darbietung. Die beiden Schauspieler brachten die Problematik des Antisemitismus auf eine eindringliche, humorvolle und emotionale Weise näher, unterfüttert mit Faktenchecks, wie verbreitet der Antisemitismus beispielsweise am Schulhof, im Gangster-Rap oder im Fußball ist.

Nach der beeindruckenden Vorstellung folgte ein Nachgespräch mit der Regisseurin und den beiden Schauspielern, bei dem die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit hatten, ihre Gedanken und Gefühle zu teilen. „Mich hat beeindruckt, welch große Rolle unsere Erziehung in der Kindheit spielt und wie wir Jahrhunderte alte Vorurteile verinnerlicht bekommen haben, ohne es zu merken,“ so eine Schülerin. Die Neuntklässler stellten Fragen, wie warum der Antisemitismus gerade wieder so zunehme, äußerten Bedenken, dass viele unzufriedene Menschen ein Ventil suchten, und brachten ihre eigenen Erfahrungen beispielsweise bei Fußballturnieren ein. „Mir war überhaupt nicht bewusst, dass Antisemitismus bei uns noch so verbreitet ist“, meinte eine Schülerin.

 

Am Dienstag, den 27.2.24, besuchten Theaterpädagoginnen und -pädagogen des Jungen Theaters Augsburg die 9. Klassen. In einem neunzigminütigen Workshop reflektierten die Jugendlichen das Stück. Sie setzen sich mit Vielfalt als wertvollem Bestandteil unserer demokratischen Gesellschaft ebenso auseinander wie mit Zivilcourage als möglichem Umgang mit antisemitischen Vorfällen auf dem Schulhof.

Dieses Präventionsprojekt war ein wertvoller Beitrag für die Werteerziehung und hat viele Schülerinnen und Schüler zum Nachdenken angeregt.

Julia Wetzel